Herzlich Willkommen auf der Homepage von Wingsbach im Taunus!

Kleines Dorf - viele Aktivitäten


Die Hausschlachtung mit Schlachtfest in Wingsbach.

Wer es sich einigermaßen leisten konnte, schlachte jedes Jahr eine „Wutz“(Schwein) ,ob groß oder klein, je nach dem Jahresbedarf der Familie. Gemästet wurden jedoch zwei Schweine. Das eine wurde verkauft, um zu Bargeld zukommen und das andere für den Eigenbedarf geschlachtet.
Hausschlachtung: das war über Jahrhunderte hinweg ein winterlicher Höhepunkt in fast jedem Haushalt auf dem Lande. In den letzten Jahren ist diese Art der selbstversorgten “Nahrungsaufbereitung” so gut wie ausgestorben.
Warum schlachtete man im Winter und meist im Freien?
Aus hygienischer Sicht von Vorteil, es ist kalt, das Fleisch verdirbt nicht so schnell und die Bauern haben mehr Zeit, als im Sommer zur Erntezeit.
In Kriegszeiten  gab es strenge Regelungen: Was, wann und wie viele Tiere verarbeitet werden durften. Wenn sich  jemand  der Obrigkeit widersetzte, gab es harte Strafen, bis zur Verschleppung und Gefangenschaft. Die Menschen taten es dennoch und schlachteten heimlich,  einfach um zu überleben. Dafür wurde alles in Kauf genommen.Bevor es überhaupt los gehen konnte wurde der Fleischbeschauer bestellt. In manchen Gegenden wurde früher eine Lebendbeschau durchgeführt. Hier in Wingsbach wurden nur das Fleisch und die Organe des geschlachteten Tieres begutachtet (Fleischbeschau).Gleichzeitig mit dem Schlachttermin beim Metzger, werden die Schlachtgeräte  (Brühtrog und Brühkette) bei Otto Kaiser bestellt, die gegen eine geringe Gebühr ausgeliehen wurden. Herr Kaiser wachte über die Vergabe und verwahrte das Gemeindeeigentum.
Die ganze Familie ist eingeteilt, und auch Freunde helfen am diesem besondern Tag.

Das Schwein kommt nun in die „Muhl“(Brühtrog) und wird mit viel heißem Wasser übergossen (gebrüht). Daraufhin werden die Borsten mit der „Schabglocke“ abgeschabt. Ein trichterförmiges Stahlblech, an dessen zusammenlaufendem Ende sich ein Haken befindet um dem Schlachttier die Klauen zu ziehen. Auch eine Brühkette wird zur Haarentfernung im Brühtrog verwendet. Was jetzt noch nicht beseitigt wurde wird „abgeflammt“ oder mit dem Messer abgeschabt.
Mit einem Mikroskop untersucht Fleischbeschauer Hertling das Fleisch auf Trichinen. Ist alles in Ordnung, wird das Schwein abgestempelt und somit freigegeben.
Die Sehnen der Hinterbeine werden aufgeschnitten und das so rasierte Schwein wird kopfüber an der Leiter aufgehängt. Der Metzger schneidet den Bauch auf und entnimmt die Innereien,
die Innereien werden sorgfältig gereinigt. Därme, Blase, Magen, werden zum Wurstmachen gebraucht.
Jetzt geht es ans verwursteln des gekochten Fleisches. Leberwurst, Blutwurst, Presskopf und Bratwurst wird hergestellt. Einiges an Fleisch wird durch den Wolf gedreht, andere Fleischstücke werden klein geschnitten, wie z.B. der Speck für die Blutwurst (Grieben), dann wird abgeschmeckt. Der Metzger verlässt sich meist auf seine Geschmackserfahrung, es kann aber auch nach Gewicht abgeschmeckt werden. Das „Füllsel“ wird mit Hilfe der Füllmaschine
(als es diese noch nicht gab, mit einem Hörnchen, ähnlich einem Trichter) in die vorbereiteten Därme gedrückt. Auch in Dosen oder Gläser wird die gewürzte Wurstmasse gefüllt. Der Kessel ist schon wieder auf Temperatur gebracht, damit die Würste bei ca. 80° Grad gebrüht werden können.
Die Hausfrau hat auch am nächsten Tag noch eine Menge Arbeit. Die Nachbarschaft wird mit Metzelsuppe versorgt, die Kinder erhalten kleine Leber oder Blutwürstchen. Die bereitgelegten, ausgekühlten Schinken und Fleischstücke kommen in die Bütte mit der Salzlake. Ein Teil der Wurst kommt sofort in die Räucherkammer der Schinken erst nach vier Wochen, wenn er zum Räuchern reif ist. So verlief in früherer Zeit eine Hausschlachtung, ich kann nur abschließend an den Fasnachtsvers erinnern: “Geb` mer e Stick vom Schinke, loß di Rippe hinke!“
Karte
Infos
Instagram